Ich bewundere die Glowaczs, Hubers und Ondras dieser Welt. Wirklich interessieren tun mich ihre überwältigenden Leistungen aber nicht. Zu weit sind da meine Wirklichkeit und die Fabelrekorde voneinander entfernt. Das ist ja das Schöne am klettern. Jeder arbeitet an seinem Limit. An seiner Technik. An seiner Schwierigkeit. An seiner Route.
Natürlich schaut man auch nach oben, wohin könnte man es vielleicht schaffen. Die Schwierigkeit oder diese Route müssten doch möglich sein.
So werden Millionen Kletterer denken. Viele, die gerne eine 4 klettern oder eine 6. Etliche, die eine 7 gerade so schaffen und von der 8 träumen. Wenn ich mir aber das Internet oder die Klettermagazine anschaue finde ich kaum etwas für diese Menschen. Berichte gibt es meist nur über den 10- Crack, die 9+ in Patagonien, den x-ten Rekordversuch in der 11 in Irgendwo. Nett, davon zu lesen. Aber wo bleiben die Erlebnisberichte von Normalkletterern? Die mutig erkämpfte 5+ Vorstiegsroute in der Fränkischen oder den gnadenlosen Fight mit den Elementen in Schriesheim? Von Menschen, die Angst vor dem Sturz haben. Berichte, wie sie es trotzdem geschafft haben. Von Gruppenerlebnissen oder tollen Sicherungspartnern, die wesentlichen Anteil am Erfolg hatten.
Menschen, die sich nicht schämen zu berichten, dass sie in der 6er Route drei Pausen brauchten und jede Exxe ein willkommener Stop war, um sich einzuhängen. Beim weiterklettern half der Sicherungspartner, um es bis zum nächsten Haken zu schaffen. Und endlich oben reicht die Kraft gerade noch zum letzten einclippen.
Von Menschen, bei denen Toprope oder Nachstiegsklettern das äußerste ist. Die überglücklich den Umlenker erreichen und dort ein paar Minuten die Höhe und Aussicht genießen, bevor sie sich abseilen lassen. Wehe, denen sagt jemand, dass das doch kein echtes Klettern sei.
Der Mittelstand der Kletterwelt existiert eigentlich gar nicht. Zumindest nicht in den Hochglanzheften oder den Internetportalen. Dabei gibt es sie. In den Kletterhallen oder beim DAV. Da gibt es Klettergruppen für Normalkletterer. Zuletzt traute ich mich kaum meinen Internetbekannten in der Kletterhalle zu beichten, dass ich schon seit 20 Jahren klettere und doch “nur” mit Mühe eine 7 schaffe. Heute ärgert es mich.
Ok, 10 Kilo weniger und drei Mal in der Woche zum klettern, dann wird das schon. Aber das kann und will nicht jeder. Warum auch. Wie schön ist es, eine angenehme 5+ hochzusteigen, ohne sich zu verausgaben und vielleicht nur darauf zu achten, gleichmäßig zu klettern. Oder langsam und geschmeidig.
Da sollte sich einiges in den Köpfen der Zeitungs- und Portalmacher ändern. Schade, dass der Normalkletterer keine Zielgruppe ist. Alleine die Masse dürfte eine gewaltige Community werden, die auch etwas bewegen kann.
Eigentlich ist es kein Wunder, dass in manchen Klettergebieten die Routen nicht unter 7 anfangen. Doch damit schließt man viele Menschen aus. Aber vielleicht soll das ja so sein.

Die gleichen Vorwürfe wurden und werden von vielen DAV-Fuzzis (sorry!)der Zeitschrift “Klettern” und davor der Zeitschrift “Rotpunkt” gemacht. Irgendwann hatt es ein kluger Redakteur wirklich satt, sich dieses Gejammere wieder und wieder anhören zu müssen und antwortete sehr klug: “Wir sind offen für jegliche Beiträge und warten mit Spannung darauf, dass sich ein Leser mit einer guten und brilliant fotografierten Story über ein schönes Klettergebiet mit vielen mittelschweren Routen meldet”. Dem ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzfügen!
Zitat: “Ok, 10 Kilo weniger und drei Mal in der Woche zum klettern, dann wird das schon. Aber das kann und will nicht jeder”. Ja, warum wundert sich dann jeder, dass er nicht mehr als 7 klettert???
Zitat:”Eigentlich ist es kein Wunder, dass in manchen Klettergebieten die Routen nicht unter 7 anfangen. Doch damit schließt man viele Menschen aus. Aber vielleicht soll das ja so sein.” So ein Unsinn! Die Schwierigkeitsgrade der Routen werden durch den Fels vorgegeben und nicht durch die Erschließer. Wo der Fels en masse mittleschwere Routen vorgibt ist z.B. Schriesheim, das ist doch geradezu ein Paradies für den 5. und 6. Grad. Andere Gebiete wie z.B. die vielen Sandstein-Steinbrüche im Odenwald geben halt keine einfachen Routen her. Und aus dem Steinzeitalter des Griffe-Schlagens bzw. Routen-Chippings sind wir zum Glück schon längst raus. Oder würdest Du gerne künstliche Routen basteln, damit Du ja Deine 5+ bekommst?