Am Pfingstsamstag war Schriesheim dran. Zwar befürchteten wir, dass dort wieder die Hölle los sein dürfte, aber da wir endlich wieder einmal einen ganzen Tag Zeit hatten, wagten wir es trotzdem. Um 8 Uhr fuhren wir Egelsbach los und waren um 10 Uhr auf der zweiten Ebene. Die Autobahn war leer und auch an den Klettersteigen gab es keine Staus (das kann ansonsten länger dauern, als die Anfahrt.) Nachmittags nach oben zu wollen wird manchmal zum Geduldsspiel. Kommt einem da eine absteigende Gruppe entgegen, kann das schon einmal 30 Minuten dauern. Je nach dem, wie erfahren die Kameraden sind.
Zum Auftakt und auch für die Kids wählten wir die Big Wall 4+ zum Aufwärmen aus. Wobei aufwärmen hier relativ ist. Das erste warme Wochenenden in diesem Jahr, ohne Regen und ohne eine Wolke, bescherte uns wüstenklimatische Verhältnisse auf der dritten und vierten Ebene. Die Eidechsen sprangen zwischen den Felsen umher, sogar ein Schlange züngelnde vorbei, die Kids bauten aus der mitgebrachten Decke eine Hütte mit Sonnendach, sonst wäre es um die Mittagszeit nicht auszuhalten gewesen. Zwei bis drei Liter Wasser pro Person hatten wir dabei und die waren am Ende auch fast komplett aufgebraucht.
Eigentlich fehlte nur nur noch das Mundharmonikasolo aus “Spiel mir das Lied vom Tod” – ich wähnte mich in den Weiten einer Wüste irgendwo in Afrika oder in Amerika.
Nachdem die Big Wall 4+ bei den letzten Besuchen immer belegt war, wir heute aber sehr früh waren,
konnten wir die Route endlich einmal klettern. Mit 4+ zum warm werden genau das richtige, wobei der Einstieg für kleinere Kletterer sicherlich höher zu bewerten ist. Der Verlauf macht Spaß und erinnert an große Wände – der Name ist aber wohl eher ironisch zu verstehen.
Daneben und nicht im Panico Odenwaldführer vermerkt befindet sich eine Route Nirvana 5. Einmal eingehängt steht der Sicherungspartner besser weiter unten. Der erste Haken ist etwas weit oben, daher tat ein Friend gute Dienste. Weiter oben geht es über eine seitliche Kante und man hat nur einen kleinen Tritt – wenn es so trocken wie heute ist, ein Spaß – bei feuchterer Witterung bestimmt schwer. Überhaupt habe ich im zweiten Lauf versucht Reibungsflächen mitzunehmen und auszutesten, wie viel die Schuhe haften können. Alles in allem eine nette Route.
Anschließend, das Plateau füllte sich langsam, wollte wir an die östliche Seite, in der Hoffnung noch etwas Schatten zu finden. Im Sektor Mannheimer fanden wir dann eine Route, die gerade frei wurde und die auch einen lesbaren Namen hat. Das ist in Schriesheim wirklich nicht einfach. Oft schon stand ich vor einer Wand und rätselte mit dem Topo in der Hand, welche Route da hinauf geht. Oft konnten einem die Kletterer es auch nicht eindeutig sagen und mindestens genauso oft erhält man falsche Auskunft.
Zumindest beim Lustmolch 5+ gab es keine Zweifel. Dick angeschrieben, nur die Bewertung unterscheidet sich von der Bewertung aus dem Buch. Im Vorstieg, neue Route, vorsichtig, noch einen Friend gesetzt, da der erste Haken doch weit oben ist. Doch dann kommen wunderbar zu kletternde Felsen, Risse und Henkel. Ein Spaß da hoch zu gehen. Der Lustmolch hat seinen Namen zu recht.
Wir kletterten zwei Varianten. Einmal nach dem großen viereckigen Fels links am Riß entlang, oder rechts über die Platte.
Ich fand die linke Linie spannender, wobei die Kids und Holger rechts einfacher fanden. Auch die nachfolgenden Kletterer wählten den rechten Weg. Vielleicht macht das den Bewertungsunterschied aus.
Anschließend probierten wir uns an der Zacka 7-.
Im unteren Bereich kommt man leicht in den Normalweg und kann sich mit den Griffen aus einer 3er Route helfen. Da sagte ich mir dann öfters, dass das wohl nicht der Weg sein kann – zu leicht – und startete erneut. Nach dem ersten Absatz wird es dann kniffeliger. Direkt über die Platten, nur kleine Leisten nutzend. Auf ca. 8 Meter kommt dann die Schlüssenstelle, die ich mehrere Male ausboulderte, bevor mir dann zum Schluß der Durchstieg durch die ganze Route gelang. Sehr feine Route, kniffelig. Man kann es sich zwar im rechten Riß einfacher machen, aber der gehört wohl kaum zu einer 7-. Den Kids war das egal. Hauptsache oben.
Nach sieben Stunden seilten wir uns von der dritten auf die zweite Ebene ab und da schon spät, nahmen wir den Klettersteig nach unten. Ein toller Klettertag ging zu Ende. Wobei ich es wieder nicht schaffte auf der ersten Ebene die 7er Route anzugehen. Irgendwann muss ich wohl einfach mal unten bleiben, statt oben zu starten.