Eigentlich wollten wir schon längst in der Fränkischen Schweiz klettern, doch in Deutschland ist es kalt und regnet seit Tagen, hier in Kroatien scheint die Sonne pausenlos, es nicht mehr so extrem heiß, aber immer noch 30 – 32 Grad, nachts kühlt es deutlich ab und schon mehrfach brausten Löschflugzeuge über unseren Badestrand und nahmen direkt in unserer Bucht Wasser auf, um Feuer im Landesinneren zu löschen. Ziemlich spannend. Leider gibt es um Sibenick keine Kletterfelsen und bis Palkenica zurück sind es 150 km. So fuhren wir heute die 80km nach Split um uns zum einen die Stadt anzuschauen, zum anderen das Klettergebiet Marjan auszuprobieren.

Marjan ist eine Halbinsel direkt an Split angrenzend und wer sich der Stadt von der Autobahn kommend nähert wird überrascht sein, dass Split direkt am Fuß eine steilen Bergkette liegt und die kurze Ebene vorm Meer von einer Insel mit einem hohen Hügel verlängert wird. Dieser Berg Marjan und die parkähnliche Landschaft drum herum ist traditionell das Ausflugsgebiet der Splitter, davon war aber an diesem Sonntag nichts zu bemerken. Man kann bis zu einer Schranke der Straße folgen und das Auto abstellen und darf dann der Straße weiter folgend den Berg  hinauf gehen. Ziel sind drei Einsiedeleien aus dem Mittelalter. Bauten in den Fels hin gebaut die von weitem sichtbar sind. In direkter Nähe sind die Kletterrouten, einige gehen direkt an den Felshäusern vorbei.

Die gesperrte Straße hat den Flair, wie man es aus alten Hitchcockfilmen der 50er Jahre in Italien kennt. Einige Hundert Meter über dem Meer, wunderschön türkisblau, eine tolle Fernsicht und dazu die Zikaden, die ihr Lied schnarren, Kakteen rechts und links (die uns beim klettern noch zu schaffen machten) und ansonsten keine weiteren Menschen. Und das am Sonntagmittag!

Die erste Route erreichen wir nach 15 Minuten und starten mit der Vananas 4b /4+
Der Einstieg ist mit Kakteen gesät und der sichernde muss arg aufpassen nicht unliebsamen Kontakt mit der hiesigen Flora zu machen. Inga zieht sich heute nicht Stacheln aus den Füßen. Der Fels erinnert an Paklenica und ist entsprechend griffig. Die Route einfach, aber ansprechend. Mit 15 Meter hoch genug um die grandiose Aussicht zu genießen.

Die nächste Route hieß Telegrin 5b / 6-. Hier geht der Einstieg querend über einem Olivenbaum, der erste Haken ist dementsprechend weit weg, aber Abrutschen kann man eigentlich nicht. Und wenn doch, landet man im Olivenbaum. Ist der erste Haken geklippt, geht eine schöne Route nach oben. Am dritten Haken wird es kniffliger, die großen Löcher im Fels lassen aber auch Untergriffe zu (nur wer vor Spinnen Angst hat, sollte einen Besen mitbringen, denn die Löcher sind voll Spinnweben – Spinnen haben wir keine gesehen)
Kurz nach dem dritten Haken, heißt es ein Loch zu erreichen – für normalgroße nicht ganz so einfach – ist das geschafft, ist der Rest einfach. Ab in den großen Riss, die querstehenden Steine geben gute Griffe ab.
Und wieder die grandiose Aussicht genießen.

Die Paukov strop 5c / 6 startet noch einfacher. So einfach, dass ich schon nach unten Rufe, dass es sicher bitter kommen wird. Aber die Route bleibt gut. Nur der oberste Überhang macht die Route schwerer. Ich versuche es vom letzten Haken einen Riss entlang direkt, doch sehe ich nach wenigen Griffen, dass der Umlenker auf der rechten Seite des Überhangs ist. Dann wohl doch nicht über links.
Rechts am Überhang, auch ein kleiner Riss, aber nichts zu greifen. Tolle Untergriffe, aber dann ist Schluss.
Ich versuche den direkten Weg. Den Überhang kann man auch als Ende einer Verschneidung sehen. Also Hände an die Untergriffe und ein Bein auf die rechte und eins auf die Linke Wand und Stück für Stück nach oben. Die Hände jetzt weit oben auf den Überhang – Nur Aufleger, da der Druck nicht mehr nach außen geht, kann man so halten. Klippen und mit der Sicherheit im Kreuz, die letzten Schrittchen machen. Ich liebe Verschneidungen.
Nicht vergessen: Die wirklich grandiose Aussicht genießen.

Da wir zu dritt kletterten wurde langsam die Zeit knapp, der Badestrand unter uns lockte doch sehr und die Altstadt von Spilt wollten wir uns auch noch bei Licht antun.
Die Einsiedelei wollte auch besichtigt werden, so konnte ich Svenja zumindest zum sichern noch bewegen: Die Ogledalo 5c / 6 wartete auf mich.

Mit 30 Metern eine der längsten Routen hier, nach 20 Metern gibt es aber einen guten, festen Karabiner zum Ablassen. Überhaupt ist das Gebiet hervorragend gesichert. In den meisten Routen sind gute, doppelt gesicherte Umlenker. In den häufig begangenen Routen zusätzlich als Umlenker ein Karabiner, der das Umbauen erspart.

Die Ogledalo führt direkt am Haus eines Einsiedlers vorbei – von unten sieht alles sehr glatt aus. Zu glatt für eine 6er Route. Steht man im Fels löst sich die Struktur auf. Schöne Griffe wechseln mit guten Leisten, Löcher, Fingerlöcher bieten immer guten Halt. Am dritten oder vierten Haken wird es dann man spannender, bis ich auf die Idee kam, die Stelle rechts zu umklettern. Und siehe, ein mächtiger Seitgriff bietet plötzlich Halt. Vor dem ersten Umlenker kommt die erste Schlüsselstelle. Und wahrscheinlich auch der Grund, warum viele nicht weiterklettern. Würde es in diesem Stile weitergehen, wäre die Route eher eine 7, gar 7+. Jedoch geht es nur bis zum ersten Haken nach dem Umlenker so weiter, dann wird die Route viel einfacher. Wobei man durchaus bereit sein muss die direkte Linie zu verlassen. Ein Meter rechts neben einem Haken befindet sich eine super Leiste – um den Haken nur bedingt. Die letzten Meter haben als Hauptschwierigkeit das Gezerre am Seil. Dass Gewicht und die Seilreibung lassen einen beim Klippen tüchtig schwitzen.
Abend angekommen, kann man auf das Plateau aussteigen (wenn man will) aber auch so ist die Aussicht grandios.

Müde geht’s zum Badestrand, aber der Bora hat das Wasser extrem abkühlen lassen. Auch in der Sonne werden wir nicht mehr warm und frieren anschließend in den wenigen T-Shirts, in dreierschichten übereinander, in der Altstadt in Spilt.

Fazit: Wer Split besucht, sollte die Kletterausrüstung nicht vergessen. Oder umgekehrt: Wer in Marjan klettert, sollte anschließend noch einen Abendspaziergang durch die Altstadt von Splitt machen.

Als Routenempfehlung (ohne, dass ich nun wirklich viele Routen dort geklettert habe): Ogledalo

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