Endlich wieder Fels unter den Fingern spüren. Raus in die Natur. Den Wind um die Nase wehen lassen. Die Sonne scheint mir auf den Pelz. Ich genieße den Tag. Zwar gab es in den letzten Wochen, obwohl erst März, mehrere Tage an denen man hätte hinaus gehen können, aber entweder hatte ich keine Zeit oder es war ein Wochentag.

Jetzt ist Donnerstag und ich habe Urlaub. Sensationell, den Tag habe ich schon vor Wochen eingetragen und heute passt alles. Strahlendblauer Himmer, 20 Grad, kein Wind. Der Fels ist noch kalt vom Winter. Ich sitze auf der obersten Spitze des Hohensteins und genieße das Leben.

Kumpels konnten leider alle nicht, also musste es der Hohenstein sein, weil ich hier das Seil einhängen kann und via Selbstsicherung klettere.
So bin  ich ganz alleine hier, noch haben die Horden den Weg aus den Kletterhallen nicht an den Fels gefunden. Ruhe begleitet mich.

Die ersten Griffe am Weg der Jugend lassen meine Fingerspitzen erzittern. Sanft taste ich die Felsnasen und Ecken entlang. Griff, Tritt, schauen, suchen, Griff, Tritt.
Es tut so gut sich den Weg zu ertasten. Aufleger, Sloper, ein fetter Henkel. Jetzt weiß ich wieder, was mir in der Kletterhalle alles fehlt. DAS ist klettern!

Ein Spalt, zwei Fäuste breit. Tief drin ein Untergriff. Man muß nur hineingreifen. Für Leute mit Spinnenangst eine Herausforderung 🙂
Aufstellen, eindrehen. Oh, was ein Spaß.
Ich freu mich schon auf die Tage, wo Kletterhorden hier einfallen, Lärm die Stille durchbricht und Menschen sich den Fels hoch wuchten. Leute, die aus der Halle kommend verzweifelt die gelben, roten und blauen Griffe suchen und erst lernen müssen, dass man sich den Weg erst erarbeiten muß. Ertasten. Erähnen. Fehler machen und es besser machen. Wo eine 6+ plötzlich unüberwindbar ist, weil der Weg nicht erkannt wird.
Doch macht nicht gerade das das Klettern aus?
Der Sport in der Halle macht Spaß. Ich freu mich auf das Hallenklettern. Aber am echten Fels werden mehr als nur die Armmuskeln gebraucht.

So klettere ich ein paar Mal den Weg der Jugend und das kleingriffige Wändchen, um Bewegungsabläufe zu üben und mich an die kleinen Spitzen Griffe und Nasen zu gewöhnen, die die Nordseite des Hohenstein auszeichnet.
Beim fünften Mal setze ich Friends und Keile und ärgere mich über meinen eigenen Bewegungsablauf. Da stimmt gar nichts. Keine Ordnung. Irgendwie sitzt alles, aber der ganze Ablauf hat mich viel Haltekraft gekostet. Zudem ist es kalt, ich wechsele in die Sonne auf die Südseite.
Quarzwandverschneidung 6+ – Beim ersten Versuch hänge ich schon nach kurzer Zeit im Seil. Wie soll das gehen, ohne die rechten  Überhänge zu benutzen, aber die gehören doch zu einer anderen Route? Nächster Versuch. Über die Platte geht es nicht. Spreizschritt, Linke Hand nach oben in ein Loch. Fuß rechts nach außen. Jetzt passt es. An den zwei Exenhaken vorbei und durch.

Na, dann auch den Darmstädter Weg 6.
Der ist supereinfach. Eine 6 ist das nicht. Aber eine herrliche Route. Warum habe ich die bislang nie geklettert? Vielleicht war sie immer belegt. Meist sind hier die Klettergruppen unterwegs.
Also heb ich mir die nächste Begehung für den Abschluß zum Mittagessen auf.
Zuletzt das direkte Quarzwändchen 7+. Eigentlich sind es nur zwei schwierige Züge, der Rest  gehört ja auch zu anderen Routen. Vielleicht habe ich es mir auch zu einfach gemacht und bin in das Quarzwändchen gekommen. Auf jeden Fall ab durch die Mitte, ein Spreizschritt, ein Aufleger auf Brusthöhe. Jetzt umgreifen. Tja und dabei nicht fallen. Kostet Kraft. Fast oben bin ich eher rechts gegangen. Im Führer ist es eher links eingezeichnet. Muß ich beim nächsten Mal darauf achten.

Schön wars. Die Mittagsstunde verbringe ich mit einem guten Buch auf der Felsspitze und genieße die warmen Sonnenstrahlen.

Anschließend versuche ich mich im Sektor B des Felsenmeers an ein paar einfachen Bouldern. Alleine macht das keinen Spaß und die Kraft ist auch weg. Schwerer als 6a geht gar nicht. Alles rund. Irgendwie ist das heute und hier nicht mein Ding. Ich brauche Henkel und Kraftmeier. Trotzdem war es nett. Vielleicht beim nächsten Mal.

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