Vielleicht wollte ich dem Schnarchen entgehen, vielleicht war mir nur kalt. Die zwei Slivovicz und die geschätzten 3 Bier waren ein zuviel. Mit dicken Kopf zu klettern macht die Sache nicht leichter. Wir kommen bei strahlendem Sonnenschein an den Graischer Bleisteinwänden an. Das Gewitter von gestern Abend hat den Fels nicht naß zurückgelassen. Über Nacht ist wieder alles abgetrocknet. Wir stehen im Wald und bewundern die Wand. Der Neunhofer Turm (10M) lacht uns an. Wir sind die ersten hier, also wählen wir ihn. Irgendwas mit 4 steht im Führer. Ich steige los, Holger hat sich des steilen Geländes wegen am Fuß selbst gesichert. Nach wenigen Metern und noch kein Haken in Sicht, ist mir klar: Das wird schwierig. Entweder der Alkohol oder die Route. Eins von beiden liegt mir nicht. Ich qäule mich nach oben, bin froh, endlich geclippt zu haben, jetzt wirds einfacher und macht richtig Spaß. Ich stehe auf der Felsnadel, breite die Arme aus und hoffe, dass das Ding nicht ausgerechnet heute der Meinung ist abzubrechen. Irgendwie kein schönes Gefühl. Später lesen wir, dass die Talseite 6- mit 6- bewertet ist. Kein Wunder, dass es nicht ganz so einfach war.

Am hinteren Fels dann die Alles Banana 5. Auch hier tue ich mir schwer. (Mir ist soooo schlecht) und wuchte mich über den Überhang. Das ist doch mindestens eine 6!. Holger geht dann ganz locker um den Überhang vorbei. Aha, so könnte man das auch machen? Hätte ich auch drauf kommen können. Mir ist immer noch schlecht.

Die Hasardeur 6 kommt mir dann viel leichter vor. Rechts an der Wand entlang, oben queren zum Umlenker. Schon komisch, wie hier bewertet wird.

Wie ziehen weiter. Durch einen Durchgang, auf die andere, dann einem Weg entlang zur Ostseite.

Ostseite (Graischer Bleisteinwände 4)

Eine Gruppe kommt zeitgleich mit uns an und wir wählen den Fuchsweg. Der nette Herr nebenan stuft sie als 6- ein. Ich schaue nicht groß ins Buch und klettere los. Hoher erster Haken – das scheint hier normal zu sein – ich lege eine Friend auf 4 Meter. Dann kommt die schönste Kletterei am ganzen Tag. Unmengen von Griffen, Löchern, Tritten. Klasse. Am vorletzten Haken ändert sich das und ich kämpfe mich rechts am letzten Haken zum Sauschwanz. Fluche muntre vor mich hin. Was soll jetzt das. Irgendwas mit 7 muß das sein!  Im Buch finden wir dann, dass Fuchsweg 6-, Direktausstieg 6+, sich in den ersten Teil und den Direktausstieg als 2ten Teil untergliedert. Na Danke. Hätte er auch sagen können. Aber egal. Später steigt der Nachbar die Route und wählt ab obersten Haken einen linken Weg, der sehr viel einfacher ist. Ein hocher Griff, rechtes Bein anstellen. Fertig. Ich bin bedient. Hier werde ich nur vorgeführt 🙂

Die Freistunde 6 hält dann was sie verspricht. Genußkletterei und einfach bis oben. Unten ein hoher erster Haken und keine Möglichkeit selbst zu sichern. Langsam gewöhne ich mich daran.

Eine letzte einfache Route zum Abschluß – der Hunger treibt mich in irgendein Cafe – wir wechseln zum hinteren Fels. Der Halbmondriss 6.
Offenbar geistig umnachtet schaffe ich es das dritte Mal an diesem Wochenende die falsche Route zu gehen. Statt der einfachen 6 gehe ich die Nordverschneidung 7 und erlebe mein Waterloo. Müde war ich eh schon, Hunger hab ich auch. Im unteren Teil habe ich schon Schwierigkeiten zu clippen, im oberen Drittel stehe ich auf zwei kleinsten Leisten, ein schlechter Slooper mit Links und dann clippen. Die Panic-Exe einem Mädchen geliehen. Die Beine fangen an zu zittern, der letzte Haken 2 Meter unter mir und der Sturzraum nicht einladend. Die Beine zittern stärker. Ich fasse nach einem anderen Griff, fass noch mal nach, die Beine zittern jetzt extrem, der ganze Körper wackelt. Ich schreie mir meine Frust aus dem Leib und ärgere mich, dass mein Körper nicht funktioniert. Das Zittern wird extrem. Ich clippe endlich, bin naßgeschwitzt, ärgere mich über meine Unfähigkeit und bin gleichzeitig stolz, nicht gestürzt zu sein. Geht doch. Der Rest ist einfacher.

Später im Führer erkenne ich, warum die Route so schwer war.
Na, wenn ich so fertig noch eine 7- packe, kann es nicht ganz so schlecht gewesen sein. Immer positiv denken.

Wir gehen ins Tal, freuen uns noch an dem schönen Wetter, und schaffen es gerade noch so vor einem mächtigen Gewitter in der Sachsenmühle einzukehren. Die zwei Stück Kuchen habe ich mir redlich verdient!

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