Die Nacht regnete es und da wir nur den Vormittag Zeit hatten, entschlossen wir uns zu den Eschbacher Klippen zu fahren. Die Hoffnung, war, dass der Fels rasch abtrocknet und wir länger bleiben können, das ich Holger anschließend direkt nach Friedberg bringen sollte. Lust habe ich keine. 6 bis 8 Meter Routen im fünfer Bereich. Irgendwie hatte ich mir heute mehr vorgestellt. Ich hadere mit dem Wetter und der Zeitplanung.

Der Taunus lag unter dunklen Wolken, ein Zeppelin stand über dem Hessentagsgelände in Niederursel.
Auf der Autobahn nieselt es sogar.
In Usingen ist es überraschend trocken und sogar blaue Lücken lassen sich am Himmel sehen.
Wir steigen dann in die einfachste Route ein, die wir auf die schnelle finden können. Der Fels wirkt nass, ist aber trocken. Der glatte, speckige Fels wirkt wohl immer so. Die direkte Platte 4- ist sogar zum wach werden noch zu einfach.

Wir klettern gleich links weiter: Der Überhang 6- hat es dann schon in sich. Schon der erste Haken ist schwieriger zu erreichen, als gedacht. Im unteren Bereich ist die Wand sehr glatt, Reibung gibt es nicht, und die kleinen Risse ausgetreten und speckig. Nach dem Haken muss man sich rechts halten, den Überhang umgreifen, und sich nach links oben arbeiten. Zwei, drei Griffe, dann war es das auch schon.

Unter weiter geht es nach links: Das Geiernest 6-. Hier das gleiche Spiel: Unten glatte Wand, dann zwei, drei schwierige Griffe, die man erst einmal finden muß. Darüber dann ein Spazierweg zum Umlenker.

Der Direkte Südpfeiler 5+ ist dann nicht wirklich einfacher. Man muß nach links clippen und rechts laufen. Unten wieder suaglatt und der erste Haken schon anständig hoch. Keine Chance einen eigenen Friend oder Keil zu setzen. Als wenn vor dem eigentlichen Fels noch eine Felsmauer stehen, erstreckt sich hinter der ersten Schicht ein Querriß vor dem eigentlichen Fels, in dem man schön die Finger bringen kann. Irgendwann fällt die vordere Mauer ab und dann ist wahrscheinlich, wie im unteren Bereich, nur noch glatter Fels übrig. So in 10.000 Jahren dürfte es soweit sein.

Und wieder eins nach links – och nö, keine 4, also noch eins weiter zum Dach 6

Diesmal ist es etwas zum knabbern. Am Dach clippen, dann beide Hände zu einer Schuppe rechts, linke Ferse Hook links unter dem Haken – der rechte Fuß hat nix, die Wand ist zu glatt. Bein und Arme bringen die Kraft, linke Hand nach oben – je höher, desto besser und man ist oben. Danach ist wieder Spazierweg.

Die Sonne scheint mittlerweile mit voller Kraft, der Ausblick ist grandios – der Fels staubtrocken. War doch nicht die schlechteste Entscheidung. Wnn nur die Routen anspruchsvoller wären.

Wir wechseln in den Schatten auf die Nordseite. Diesmal fangen wir links an: Der Kraftriss 6.
Beim letzten Mal habe ich mir mit dem hoch hängenden ersten Haken weh getan. Wir legen die Bouldermatte unter und ich klettere los. Nach gerade mal zwei Metern rutsche ich ohne Vorahnung ab und lande auf den Knien auf dem Crashpad. Glück geh gehabt. Das hätte böse ausgehen können. Beim zweiten Gang stehe ich unter dem Haken und es fehlen die berühmten 10 Zentimeter. Ich schnappe mir die neue Beal Panic-Exe und clippe. Save. Schönes Gefühl. Der nächste Meter ist nicht gerade einfach – hier hätte ich nicht auch noch clippen wollen. Über den kleinen Riss zum Ausstieg. Schöne Route, die wir gleich nochmal gehen.

Die nächsten 6er warten am Groschenwändchen. Groschenpfeiler – 6-. Der Hakenverlauf ist etwas merkwürdig und entspricht auch nicht dem Bild im Führer. aber wir finden den Weg. Im zweiten dritten ist nicht viel zu greifen. Eher eine Such-Route. Tasten, versuchen. Try an Error.
Zum Abschluß noch die Groschenwändchen – mittlere Variante – 6
Ich wackel mich zum ersten Haken. Schon das ist kniffelig. Versuche rechts vorbei und merke, dass ich hier schon einmal verzweifelt bin. Ab ins Seil. Nochmal, nochmal. Fluchen. Nächster Haken weit weg und nichts größeres zum greifen. Bin ich falsch? Ich versuche einen Friend zu setzen. Ohne Erfolg. In den Riss passt der 4er nicht richtig und der 2er ist zu groß. Wieder ein Versuch und noch einmal das Seil. Langsam bin ich platt. Das kann doch nicht sein? Waren doch alles einfach, kurze Routen. Aber so einfach war anscheinend doch nicht alles. Ich komme keinen Meter mehr weiter. Nicht mal den Friend bekomme ich aus der Position heraus.
Ich wechsel in die linke Variante, muß mich gar an der Exe halten. Friend raus, nach oben, abseilen. Fertig.

Fix und fertig.
Der Tag hat sich doch gelohnt. Ich kann kaum die Arme heben. Lasse Holger die letzte Route alleine gehen.
Wieder was gelernt: Auch an den Eschbachern kann man sich richtig auspowern. Langsam und kontinuirlich wird man ausgesaugt.
Na, warte – beim nächsten Mal knacke ich dann die mittlere Variante!

Auf der Heimfahrt begleitet uns wieder der Zeppelin am Horizont. Am nächsten Tag wird er abstürzen und der Pilot zu Tode kommen.

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