Wir klettern in der Tarnschlucht. Der Tarn ist ein netter Kajakfluß, ähnlich der Ardeche im südlichen Frankreich. Die Klettergebiete werden ständig erweitert, meist sind die Routen jenseits der 6a, eher sogar jenseits 7a. Wer in diesen Bereichen klettert wird wochenlang das Tal nicht verlassen müssen. Alle anderen stürzen sich auf die wenigen 4er und 5er. Wobei es bei einer 5b durchaus vorkommen kann, dass sie schwerer ist, als die benachbarte 6a.
Überhaupt behaupten viele Touristenkletterer, die Routen seien eher niedrig bewertet.
Am ersten Tag zog es uns in das Gebiet: Baumes chaudes und dort in den Bereich Foetus ecole und Foetus. Das Gebiet liegt nicht weit von der Straße weg und ist durch einen kurzen Fußweg von einem Parkplatz (Jugendheim /Zeltplatz einer belgischen Vereinigung) erreichbar.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Gebieten, kann man hier schon morgens klettern, erst gegen Mittag scheint die Sonne auf den Fels und dann wird es rasch ungemütlich heiß. Es hat uns sehr gewundert, dass genau dann die meisten Kletterer erst auftauchten. Offenbar sind wir Weicheier – und haben uns dementsprechend auf den Heimweg gemacht, um uns in der kalten Tarn abzukühlen.
Die meisten anderen Gebiete kann man erst nach 15 Uhr besuchen, da sie dann im Schatten liegen.
Für unsere ersten Gehversuche an diesem Fels haben wir die einfachsten Routen der Foetus ecole gewählt. Ich starte in einer 5b und bis zum Umlenker ist die Route wirklich nett. Dann aber kommen zwei Griffe, die nie und nimmer nur 5b sind. Nur mit Not zitter ich das Seil in den Umlenker. Was soll das denn?
Petit rond – 5b – der Fels erinnert mich sehr stark an die Felsen des Frankejura. Viele kleine Löcher, fette Schuppen, dann wieder glatte Flächen. Da der Umlenker im Überhang ist, muss man sich verdammt anstrengen, um den letzten Griff mit links zu halten und mit rechts einen Karbiner und dann das Seil zu setzen.
Sehr gewöhnungsbedürftig.
Erstaunlicherweise ist dann die Route nebenan, die Et d’jip eine 5c und lässt sich viel leichter klettern. Man sollte nur nicht stur die Hakenlinie laufen, sondern sich rechts und links die Griffe suchen. Ansonsten wird es unnötig schwer. Einzig in der Mitte kommt ein Meter, der mal etwas härter ist. Am Umlenker dann ein guter Stand und Zeit sich in Ruhe das Tal der Tarn anzuschauen.

Nebenan im Bereich Foetus klettern wir dann die Grosse papille 6a.
Eine feine Route. Aber auch hier sollte man sich das Leben nicht schwerer machen, als es sein muss. Ein Meter nach links versetzt anfangen und allesist einfach. Genauso kurz vor dem Ende. Eher links halten und den wohl wichtigsten Griff der Route rechtzeitig erspähen. Die Füße gut mit nach oben nehmen und eindrehen. Dann hat man die Schlüsselstelle im Sack. Im Vergleich zur 5b nebenan, ein Vergnügen.
Ich teste noch die „Le 6b“ und bin relativ schnell ernüchtert. Weite Griffabstände, schmale Leisten, ein paar fette Löcher, die leider nass sind und dann wieder weite Abstände, die ich kaum packen kann. Irgendwie würge ich mich zwei Drittel nach oben. Das nächste Mal mehr.
Daheim im Führer lese ich dann, dass die „Le 6b“ eine 6c+ ist. Na Dankeschön – wer lässt sich den so einen Routennamen einfallen? Na, beim nächsten Mal schaue ich genauer hin. Fakt ist aber, dass ich für den 7ten Franzosengrad noch nicht wieder fit bin. Also bleiben wir mal besser in den 6ern.
