Letztens in der Kletterhalle:
Ich bewundere zwei junge Kerle. Drahtisch, athletisch, coole Kletterhose, Tank top (früher hätten wir Unterhemd dazu gesagt)
Der Vorsteiger legt in einer Route los, die nach 8 oder mehr aussieht und sofort im Dach anfängt. Ein paar Griffe und er ist über das Dach hinaus, meinen Blicken entschwunden.
Wir trödeln in einer 5er Route herum, Holger lässt sich Zeit, und ich habe die Gelegenheit dem Sichernden von der Nachbarroute zuzuschauen.
Der Vorsteiger ist flott unterwegs. Sehr flott. Sein Partner kommt kaum mit dem Seil herausgeben nach. Was ich da sehe, erstaunt mich. Ich bin nun wahrlich nicht der Kletterpapst und es gibt viele, die noch viel länger klettern. Aber nach mehr als 20 Jahren, habe ich mir angewöhnt, neue Techniken zu hinterfragen und abzugucken, zu lernen und vielleicht zu übernehmen. Was der Sichernde da macht, habe ich so noch nie gesehen und schien mir fragwürdig, aber vielleicht hat das bei diesem Tube einen tieferen Sinn, oder gibt es ein Geheimnis, dass sich mir noch nicht erschlossen hat.
Der Vorsteiger kommt oben an, der Sichernde lässt ihn fix ab und beide stehen grinsend neben mir, bis ich die beiden Anspreche.
„Sag mal,“ frage ich, „so habe ich ja noch nie jemand sichern sehen. Das ging ja super schnell, wie du das Seil ausgibst. Ich lerne ja gerne neue Methoden dazu. Diese kenne ich noch gar nicht. Aber was machst Du eigentlich, wenn der Vorsteiger genau in dem Moment fällt, während du das Seil aus dem Tube ziehst und mit der anderen den Blockiermechanismus manipulierst?“
Lächeln beim Sichernden. Wieso blockieren? Daran habe er noch nie gedacht. Er wolle halt schnell Seil geben und das hätte ihm mal einer in der Schweiz so gezeigt und seit dem mache er das so.
Derweil lächelte der Vorsteiger nicht mehr. Der war plötzlich ziemlich blass geworden. „Wie, du ziehst den Tube mit einer Hand hoch, und die andere zieht das Seil aus. Und mit was hältst Du die Sicherung? Wie soll der denn zu machen?“
Die Luft um uns herum war ganz plötzlich ziemlich warm geworden. Und die Köpfe der beiden Freunde ziemlich rot. Der eine aus Wut und Unglaube, der andere aus Scharm.
Also, keine neue Technik und nix neues zu lernen, aber zwei Kletterer, die ab jetzt wieder sicherer unterwegs sind. Ich hatte vorher einen kurzen Moment den Gedanken, meinen Mund halten zu sollen. Aber es hat sich wieder mal gezeigt, dass es sich durch aus lohnt, auch bei wesentlich besseren Kletteren mal auf einen Fehler hinzuweisen. Auch, wenn man meint, das stünde einem nicht zu.
Jetzt könnt ich noch von einer ganzen Reihe von wirklich viel besseren Klettern erzählen, die den GriGri immer noch mit der linken Hand blockieren….
Aber irgendwann traue ich mich auch bei denen mal nachzufragen…
Deine Bemerkungen gegenüber den krassen Sicherungfehlern der Kletterer sind gut und absolut notwendig! Irgendwie schleicht sich mir beim Lesen des Textes aber so das Gefühl ein, dass Du ganz besonders gerne Kletterer auf Sicherungsfehler hinweist, die besser Klettern als Du, kann das sein? 🙂
Eher nicht. Bei besseren Klettern traut man es sich m.E. aber eher weniger anzusprechen. Und mal ehrlich: Wer weiß, wie viele Fehler ich selber mache und da wäre ich froh, wenn mir das einer mitteilt. Letztens hat mich jemand auf meine Sicherungsschlinge hingewiesen, bei der ich den Karabiner mit einem Gummi fixiert hatte. Ich kannte zwar die Problematik, war aber im ersten Moment schnäubig. Erst am Ende des Klettertags hätte ich mich gerne bei dem anderen Kletterer bedankt. Er hat völlig recht und ich habs mittlerweile geändert.
es ist echt nervend das konstruktive Kritik immer entnervt aufgenommen wird.
Ein russischer Kumpel von mir hat auch mal jemand angesprochen (du ich habe bemerkt dein Knoten ist falsch gebunden) der seinen Knoten nicht binden könnte.
Der andere meinte dann sowas nettes wie Schnauze halten. Mein russischer Freund lächelte nur und meinte ” dein Leben “